Die Frage nach dem richtigen Maß

Mello

Einer der verhängnisvollsten Denkfehler in Bezug auf unsere Ernährung ist die Schwarz-Weiß-Malerei. Diese hat beispielhaft verschiedene Auswüchse:

  • „Aktuell esse ich nach Plan, also muss ich mich zu 100% an den Plan halten.“
  • „Ich habe einmal mit dem Plan gebrochen, daher gebe ich ihn völlig auf.“
  • „Obst und Gemüse sind gesund, deshalb sollte ich so viel wie möglich davon in jeder Mahlzeit und auch zwischendurch essen.“
  • „Eiweiß ist wichtig für den Muskelerhalt und -aufbau, weswegen in puncto Fleisch, Fisch, Eier etc. auf dem Teller mehr immer besser ist.“
  • „Eiweiß macht satt, also kann mich eine Mahlzeit ohne eine bestimmte Mindestmenge an Eiweiß nicht satt machen.“
  • Gesunde Fette sind wichtige Bausteine für den Körper, deswegen dürfen sie in keiner Mahlzeit fehlen.“
  • Low-Carb Diäten führen zu gesundheitlichen Problemen, also sollte jede Mahlzeit Kohlenhydrate beinhalten.“
  • „Kaloriendichte Lebensmittel führen zur Gewichtszunahme, daher kann man leichter abnehmen, wenn man beispielsweise auf Öle und Nüsse komplett verzichtet.“

Diese Glaubenssätze führen alle auf ihre Art zu orthorektischem Ernährungsverhalten, Stress und Unwohlsein, meist jedoch nicht zur beabsichtigten Gewichtsabnahme und Seelenruhe. Schwarz-Weiß-Denken macht auch vor unserem Workout-Mindset nicht halt. Beispielsweise sind übliche Überzeugungen:

  • „Krafttraining macht „bulky“ und sollte man unterlassen, wenn man (insbesondere als Frau) schlank sein möchte.“
  • „Cardiotraining führt zum Muskelschwund – wer definiert anstelle von „skinny fat“ aussehen möchte, sollte kein Cardio machen.“
  • „HIIT-Training erhöht das Stresslevel extrem. Wer hohe Cortisolspiegel hat, lagert Bauchfett ein. HIIT gehört daher auf keinen Trainingsplan, der auf Fettverlust ausgerichtet ist.“
  • „Grundlagenausdauer wie Gehen ist nicht als Sport anzusehen und verbrennt einfach zu wenig Kalorien als dass es für den Fettverlust nützlich wäre.“

Hieraus resultieren potenziell problematische einseitige Belastungen oder „missed opportunities“ zur Gesundheitsförderung bzw. Fettverbrennung.

In beiden Welten, Ernährung und Sport, liegt die Wahrheit irgendwo in der Mitte. Viel erfolgreicher wären wir mit unseren Körper- und Gesundheitszielen, wenn wir die Frage nach dem richtigen Maß intensiver überdenken würden. Das Ergebnis wäre dann ein ausgewogener Lebensstil ohne Dogmen und käme dem, was die meisten sich wünschen, bei Weitem näher. Die Antwort auf die Frage nach dem richbgen Maß kann also lauten:

  • „Ich verfolge grundsätzlich einen Plan in Bezug auf meine Ernährung und habe gefestigte Routinen, mache aber hier und da Ausnahmen, z.B. nehme ich zum Kaffee sehr gerne einen Keks oder ein Stück Schokolade.“
  • „Ich esse möglichst bunt, die meisten meiner Mahlzeiten enthalten oder basieren auf entweder Obst oder Gemüse.“
  • „Eiweiß ist wichtig für den Muskelerhalt und -aufbau, weswegen fast alle meiner Mahlzeiten oder Snacks Eiweißquellen beinhalten.“
  • Eiweiß macht satt, aber es gibt noch weitere wichtige Faktoren wie etwa Ballaststoffe und in manchen Mahlzeiten oder Snacks esse ich vielleicht insgesamt nur 10g Eiweiß, dafür aber viele sättigende Ballaststoffe, wie sie in einem Rohkostsalat mit Erbsen enthalten sein können.“
  • „Gesunde Fette sind wichtige Bausteine für den Körper, deswegen achte ich darauf, jeden Tag hochqualitative Fette wie z.B. Oliven(öl), Avocado, Nüsse und Samen sowie ihre Öle zu konsumieren.“
  • „In einigen meiner Mahlzeiten, aber nicht in jeder, sind kohlenhydratdichtere Lebensmittel wie Vollkornprodukte, Reis, Kartoffeln o.Ä. enthalten.“
  • „Kaloriendichte Lebensmittel wie Öle und Nüsse liefern in Maßen genossen große gesundheitliche Vorteile und sind „Schlankmacher“, da sie zur Sättigung beitragen.“
  • „Bspw. 2-3 x 30-60 Minuten (moderates) Krafttraining pro Woche tragen auch bei Frauen zu einem ästhetischen, nicht zu auffälligen Maß an Muskulatur bei, das gesundheitsförderlich ist und selbst in Ruhe Kalorien verbrennt, was wiederum das Schlanksein erleichtert.“
  • „Cardiotraining kann Krafttraining sinnvoll ergänzen und u.a. sehr gesund für‘s Herz sein. Muskulatur wird währenddessen nicht abgebaut.“
  • „Bspw. 1-2 x 30 Minuten HIIT pro Woche machen fit, nicht fett.“
  • „Grundlagenausdauer wie Gehen ist nicht nur gesund für Körper und Seele, sondern trägt wie jede Art von Bewegung zur Fettverbrennung bei.“